Ihr Auftraggeber fordert, es dürfen keine sensiblen Daten und Informationen nach draußen gehen. Was sagen Sie dazu?
Da muss ich schmunzeln. Datenklau kann im Homeoffice passieren. Aber das machen Leute im Unternehmen auch. Beispielsweise habe ich ein Handy, mit dem kann ich alles machen, abfotografieren, Screenshots machen. Wenn die Dropbox auf ist im Unternehmen, kann ich alles herüberladen.
Ich will damit sagen, es ist ein wichtiges und ein richtiges Thema und Argument, aber die Frage ist, an welcher Stelle entsteht ein Schaden. Wenn man seine Mitarbeiter nicht vertraut, weckt das Begehrlichkeiten.
Beispielsweise hat die Zentrale eine Software aufgespielt, um die Arbeiten am Bildschirm zu verfolgen, und hat in China festgestellt, das online manche Videos oder Spiele aufgerufen werden. Man muss wissen, diese Art von Spionage-Software ist auch in China noch legal. Aber die Mitarbeiter wissen nichts davon. Die Grundstruktur des Vertrauens in den Mitarbeiter wird damit ganz stark in Frage gestellt.
Wenn Mitarbeiter nicht motiviert sind, kommen sie nur zur Arbeit, um die Zeit abzusitzen. Sagen Ja zu den Terminen und finden hinterher eine Ausrede, weshalb es nicht geklappt hat. Verbringen aber die ganze Arbeitszeit mit Spielen, auch in den Meetings. Sie fühlen sich sicher, die chinesischen Gerichte helfen alle Mitarbeiter, egal was sie verbrochen haben. Das bestätigen die Statistiken der Auslandshandelskammer AHK, European Chambers und einige internationale Rechtsanwaltskanzleien.
Die Frage ist, in welchem Umfeld arbeite ich. Wie schütze ich Betriebsgeheimnisse? Was glauben Sie, wie viele CRMs eine Exportfunktion haben? Der Vertriebler hat alle Daten dabei, sie sind nicht geschützt.
In einem von der Familie abgeschirmten Homeoffice wird viel mehr gearbeitet. Das Unternehmen hat so viel davon. Man muss eigentlich aufpassen, das die motivierten und loyalen Leute nicht zu viel arbeiten und sich kaputt arbeiten und eine psychische Gefährdung erleiden. Und das meine ich ernst. In China gilt das 20:80 Prinzip. 20% der Leute erledigen 80% der notwendigen Arbeiten. Die meisten Leute sind Statisten, wurden und werden gar nicht gebraucht.